Düren, 09.04.2019 – Das Logistiknetzwerk ASTRE Dach begrüßt grundsätzlich die Einigung im EU-Parlament zum neuen Mobilitätspaket, warnt zugleich aber vor einer Überregulierung. „Es muss eine Art Checkliste LKW-Mindestanforderung im Fernverkehr geben“, sagt Ingo Malsbenden, Geschäftsführer von Moeller – Internationale Spedition + Logistik GmbH und ASTRE Dach Mitglied. Kritisch sehe das Netzwerk vor allem die geplante pauschale Regelung des Paketes, wonach LKW-Fahrer ihre regulären wöchentlichen Ruhezeiten von 45 Stunden nicht mehr in ihrer Fahrerkabine verbringen dürfen.

„Aus unserer Sicht ist ein pauschales Verbot, die Wochenendruhezeit im LKW zu verbringen, nur dann gerechtfertigt, wenn der LKW nicht über Mindeststandards verfügt“, betont Malsbenden. Er unterstrich zugleich: „Natürlich ist es unzumutbar, wenn LKW-Fahrer in nicht geeigneten Führerhäusern ihre Ruhezeit verbringen – das gilt aber dann nicht nur für das Wochenende, sondern generell. Da ist meines Erachtens die Politik gefordert. Denn es nutzt nichts, für die Branche weitere Regelungen zu verabschieden, die dann am Ende des Tages nicht kontrollierbar oder auch nicht umsetzbar sind, weil es beispielsweise an geeigneten Alternativunterkünften in ausreichender Anzahl mangelt.“

Das EU-Parlament hatte Anfang April über ein Paket an möglichen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Fernfahrer abgestimmt. Bevor diese allerdings tatsächlich in Kraft treten können, muss ein Kompromiss mit den EU-Mitgliedsstaaten gefunden werden. Ein genauer Zeitplan liegt dazu noch nicht vor.

Malsbenden verweist darauf, dass beispielsweise die jetzt geplanten Regelungen für die Lkw der Moeller – Internationale Spedition + Logistik GmbHkomplett überzogen seien. „Wir haben alles Mercedes ACTROS der neuesten Generation mit großem Führerhaus, ordentlicher Schlafgelegenheit, Kühlschrank und klimatisiert. Dort würden die Fahrer bestimmt lieber schlafen oder Ihre Ruhezeit verbringen als in einer drittklassigen Unterkunft, weil es für die Art der Unterbringung außerhalb des LKW ja auch keine Regelung gibt“, kritisiert der Geschäftsführer. Die Politik dürfe dieses sensible Thema nicht pauschalisieren und am eigentlichen Problem vorbei regeln wollen.

Unter Verweis auf nicht ausreichende Parkplätze entlang der Fernstraßen, wo Fahrer vernünftig eine Pause machen können, fügt Malsbenden hinzu: „Die Politik möchte nichts investieren, aber alles reglementieren. Das kann so nicht funktionieren“, sagt der Geschäftsführer unter Verweis auf Rahmenbedingungen, die die Politik zu verantworten habe. Diese würden immer schwieriger: Das betreffe nicht nur unzureichend vorhandene Rasthöfe, um adäquat Pausen einlegen zu können, sondern auch Staus, hohes Verkehrsaufkommen und damit einhergehend viele unproduktive Stunden der Fahrer.

Ein weiterer Punkt, den das Paket enthält, sind die teils großen Lohnunterschiede zwischen den Fahrern aus den verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten. Während es in einigen Ländern bereits den Mindestlohn in der Fernfahrerbranche gibt, wird in anderen Ländern der Preis stetig nach unten gedrückt. „Hier gilt es die schwarzen Schafe des Lohndumpings zu finden und einheitliche EU-Richtlinien zu etablieren. Während sich Länder wie Frankreich, Belgien und Deutschland klar für eine Regulierung aussprechen, fürchten Bulgarien, Polen und Rumänien um ihre Wettbewerbsfähigkeit ihrer Logistikunternehmen. Hierfür einen gemeinsamen Konsens innerhalb der ganzen EU zu finden, ist schwierig bis unmöglich“, warnt Malsbenden.

 

Über ASTRE
Das Logistiknetzwerk ASTRE wurde 1992 in Frankreich gegründet und hat sich mittlerweile zur führenden europäischen Kooperation kleiner und mittelständischer Transport- und Logistikunternehmen entwickelt. Heute umfasst es 161 Unternehmen aus 14 europäischen Ländern sowie der Türkei. Mit mehr als 380 Standorten schafft dieses Netzwerk Synergieeffekte im Frachtverkehr, bündelt die Fachkenntnisse seiner Mitglieder und erzielt somit Kosteneinsparungen für alle Beteiligten der Supply Chain. Das Kerngeschäft der 20.000 ASTRE-Mitglieder umfasst die Beförderung von sowohl Teil- und Komplettladungen als auch kleineren Sendungen. ASTRE-DACH, Benelux-UK, Iberia und Italien zählen als Untergesellschaften ebenfalls zum ASTRE-Netzwerk.

ASTRE in Zahlen:
382 Standorte in Europa | 3.400.000 m2 Lagerfläche | 27.000 Fahrzeugeinheiten | 161 Mitgliederunternehmen |
20.000 Mitarbeiter | 2.700.000.000 € Umsatz